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(von Annett Gruhne)

 

27. September 2014 ... das Datum überhaupt für mich in diesem Jahr. Für Berlin war es die 41. Marathonveranstaltung, für mich der 1. Marathon auf 8 Rollen und überhaupt. Seit langem hegte ich den Wunsch in Berlin teilzunehmen. Weg mit den Laufschuhen für die nächsten Wochen und Monate, her mit den schnellen Rollen, so der Plan im Frühjahr 2014.

 

Wie packe ich es an? Wie immer einfach um den Cossi rollen, paar Runden mehr wie sonst und regelmäßig? Keine Ahnung. Die einzigste Wettkampferfahrung auf Inlinern hatte ich von Teilnahmen beim Leipziger Inliner-Halbmarathon im Einzelkampf.

 

Ab zur Fitnessgruppe LE-Skate, gemeinsam trainieren macht doch eh viel mehr Spaß!

 

Vom 1. Training an war viel Spaß dabei. Ich war überrascht was es alles zu lernen gab, dachte ich doch immer die Skates zu beherrschen, Pustekuchen :)
Über Wochen und Monate hinweg ging es voran, Bahn und See im Wechsel. Ob Fallschirme, Springseile, Limbostangen oder einfach nur Runden Rollen am See, Sonnenuntergang inklusive. Alles Mögliche kam zum Einsatz um das Training abwechslungsreich zu gestalten. Und Technik lernen kann auch äußerst amüsant sein, oft flossen Tränen vor Lachen.

 

Neben dem Gute-Laune-Training fanden auch tolle Vereinsausflüge statt, zweimal Fläming, von 55km auf 100km, eine bessere Vorbereitung für Berlin hätte es nicht geben können.
Außerdem ein kleiner Zwischenwettkampf in Großräschen über 21km. Premiere für mich im Team zu starten und im Team im Ziel anzukommen. Dieser Wettkampf hat einen besonderen Platz in meiner Erinnerung.

 

Die Vorfreude jedenfalls wurde immer größer je näher das Datum rückte.
Ich wurde auf alles so gut es ging in der kurzen Zeit vorbereitet: Ausdauer, Kurventraining, Gruppenfahren, Bremsen ohne Gummistopper, über Matten fahren, Gullideckel, Schienen, Schubsen-Schieben-Drängeln (zum besonderen Spaß der Trainer :)).
Eine Woche vorher hatten wir noch das Vergnügen eines unfreiwilligen Regentrainings, damit waren auch die Bedenken weg vom Tisch, auf nassen Straßen zu rollen. Nur meine Kugellager waren nicht erfreut. Der Rost sagte „Guten Tag“.

 

Es ist soweit

 

Sonnenuntergang am Brandenburger Tor Freitag früh (26. September) ging es nach Berlin, Ziel: Berlin-Vital-Messe, wo wir zunächst das Wichtigste überhaupt holten: die Startunterlagen. Ab durch`s „Miniatur-Brandenburger-Tor“ zum Startnummernausgabestand.

 

Danach war genügend Zeit zum Shoppen auf der Messe. Bei so vielen Sportartikeln auf einem Fleck lacht das Herz. Im Vergleich zur Laufmesse war die Speedskatermesse recht klein gehalten, aber ausreichend im Vergleich zu dem was man in Sportgeschäften bekommt. Nachdem dann ein paar Euronen gegen Nützliches und Brauchbares getauscht wurden, ging es noch hoch hinaus, der Fernsehturm durfte nicht fehlen, die Strecke von oben begutachten.

 

... noch einmal schlafen.

 

27.09.2014 - Der Tag

 

Es ist soweit ... Dank der freundlichen Startzeit bei den Skatern um 15:30 Uhr konnten wir es ruhig angehen lassen und ausgiebig das Hotelfrühstück genießen. Beim Blick aus dem Fenster entdeckte ich noch die grüne Linie vorm Hotel, die Nervosität stieg :)
Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg zum Brandenburger Tor, die Sonne lachte. Gänsehaut, die vielen Menschen, plötzlich mittendrin, nicht mehr Wochen warten, uuuuhhhh.

 

Die Zeit verging wie im Flug und es wurde höchste Eisenbahn mich fertig zu machen: Skates an, Startnummer dran, Helm auf, Brille, Schützer und was man sonst noch so braucht. Gel und Flüssigkeit verstaut, Banane in die Hand, winke winke an den treusten Fan Christian :) und ab durch die Absperrung.

 

Jetzt oder Nie

 

Fix hab ich mir nochmals alle Tipps der Trainer ins Gedächtnis gerufen, von der Erwärmung angefangen. Oh Mist, da war doch was ... Erwärmung, das fängt ja gut an, keine Zeit mehr dafür, oh, was soll`s, hab ja 42km Zeit mich zu erwärmen. Dann dachte ich noch ans Rollen nachziehen, ups, egal, im Training hab ich bisher auch keine Rolle verloren ... die Trainer sehen ja das Drama nicht :)

 

Im Startbereich hab ich dann zufällig noch ein paar Vereinsmitglieder getroffen, wir wünschten uns gegenseitig Glück und Spaß und suchten die jeweiligen Startblöcke. Über Stock und Stein stolperte die Masse im Gedränge durch den Wald zum Start.

 

Der letzte Sammelstartblock F war für mich reserviert. Gruppe für Gruppe wurde ins Rennen geschickt, die Pofis vorneweg, dann die Semi-Profis und weitere Gruppen. Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss, das Sammelbecken bzw. die „Wanne-be-Profis“ :)
Aufstellung unterm Starthaus, Konzentration...3-2-1 ... START: Lächeln aufgesetzt und rein in den Kampf. Mit Gänsehaut rollte die Masse inklusive mir der Siegessäule entgegen, die vielen Zuschauer, Wahnsinn ...

 

Meine Bedenken vorher, im Sammelbecken keine Gruppe zu finden hatten sich erübrigt, ich steckte in einer einzigen Gruppe :)
Jetzt schnell jemand suchen an den ich mich hängen kann. Vor mir ein großer starker Mann, Fahrstil begutachten, hm, sieht gut aus, ist flott unterwegs, mehr Windschatten ist fast nicht möglich, also ran, ich hab durch den „Riesen“ nur nicht viel gesehen, die Asphalthindernisse dann oft nur bemerkt :)

 

Irgendwie hat sich dann so was Ähnliches wie eine Kette gebildet, aber am Ende war es nur ein heidenloses Durcheinander. Meine Augen ähnelten einer Rundumleuchte wegen der ständig hohen Konzentration aufgrund der irrsinnig vielen Skater um mich herum. Mit Leipzig nicht zu vergleichen, der Respekt war groß. Tempomäßig konnte ich problemlos mithalten. Von Berlin selbst habe ich nichts mitbekommen, nur Zuschauer und Musik habe ich wahrgenommen, nix Sightseeing, man hätte mich durch Buxtehude schicken können, ich hätte es nicht bemerkt :)

 

Ruckzuck kam auch schon die Zeitmessung für die Halbdistanz und die berüchtigte Matte. Dank des Trainings hatte ich da keine „Angst“ mehr, nicht Bremsen sondern Rollen, das haben wir im Training solange probiert bis ich wackelfrei drüber kam ... Doch Pustekuchen hier in Berlin, die vielen Skater, nix Rollen, alles bremste vor mir, oje, Augen zu und durch.
Beim Blick auf die Uhr an der Halbdistanz packte mich wieder der Ehrgeiz, die 2 Stunden sind schon mal drin, wenn ich doch nur an den Massen vorbeikommen könnte, doch Sicherheit ging vor und im Sammelbecken hatte ich das Endergebnis eh nicht selbst in der Hand. Ich sollte mir auf Anraten für den 1. Marathon sowieso jegliche Zeitziele aus dem Kopf schlagen und einfach nur Rollen.

 

Irgendwann dachte ich, Zeit für ein Gel, so der Plan, schließlich wollte ich es auch nicht umsonst durch Berlin rollern. Doch in dem Gewusel war dies gar nicht so einfach, Tempo muss ja auch weiter gehalten werden, uff, jetzt oder nie ... irgendwie hab ich es runter bekommen ohne an andere Skater zu ecken, fix noch was trinken und weiter ... man bin ich jetzt wieder fit, hehe, das Gel bringt gefühlt gar nix, ist glaub eher was für den Kopf, aber es gehört dazu :-) sagt man ...

 

Bis ca. km30 hatte ich mehr den Wunsch heile im Ziel anzukommen. Ich hab auch kein Versuch gestartet vorbei zu rauschen, kein Risiko eingehen, also in der Masse mithalten. Doch plötzlich war ich allein. Ich versuchte Gas zu geben um wieder ran zu kommen. Genug Power hatte ich ja noch. Aber vergeblich, da merkt man erstmal wie wertvoll Windschatten ist, ohne ist es ja plötzlich anstrengend :)
Ca. 4 km war ich relativ allein unterwegs, die km habe ich genossen, ich konnte mal „frei“ über die Berliner Straßen rollen ohne Gedränge. Es sollten auch meine schnellsten km sein. Das Lächeln kam in mein Gesicht zurück. Das Anfeuern der Zuschauer am Straßenrand hat zusätzlich motiviert.

 

Irgendwann wurde ich wieder von der Skatermasse verschluckt, das sollte bis zum Schluss so bleiben, Kette fahren ging aber gar nicht mehr. Durch die Massen durch und versuchen noch bissel Gas zu geben, aber mit Lächeln im Gesicht, das Ziel zum Greifen nah.

 

Annett Gruhne Dann plötzlich das Brandenburger Tor, das Herz pochte wie verrückt, das Lachen wurde immer größer, YES, es ist fast geschafft, jetzt nur nicht auf den Pflastersteinen ausrutschen oder gegen eine Säule rollen. Jetzt der Schlusssprint, was für ein Spaß und Gänsehaut, dann kam die Ziellinie und zack war es vorbei und meine erste Marathonfinishermedaille wurde mir gereicht :). Stolz wie Bolle und Oskar zugleich nahm ich sie entgegen. Der Blick auf meine Zeit hat mich erfreut, wenn auch nicht ganz die geheime Wunschzeit.

 

Geschafft!

 

Mit gemischten Gefühlen war ich nun im Ziel angekommen. Enorme Freude über das erfolgreiche Bestreiten meines 1. Marathons, gleichzeitig der nach wie vor vorhandene Respekt wegen der vielen Teilnehmer, eine neue Erfahrung. Dennoch hat es wahnsinnig Spaß gemacht, war viel zu schnell vorbei und meine Vorfreude auf die Saison 2015 ist riesig.
Die anderen Vereinsmitglieder habe ich nicht mehr angetroffen, wusste aber dass sie gesund und mit tollen Zeiten im Ziel ankamen.

 

Auch für Christian sollte der Marathontag der Läufer am Sonntag ein tolles Erlebnis werden. Bei traumhaften Wetter, getragen von der Masse an Läufern sowie Zuschauern und Trommlern am Straßenrand, lief er mit einem glücklichen Lächeln seiner Wunschzeit entgegen und kam gesund im Ziel an.

 

Das war er nun, der Berlin Marathon. Ciao Berlin, wir kommen wieder!

 

Danke LE-Skate für die tolle Einstiegssaison 2014

 

Berlinpremiere ist vorbei, aber dem Verein bleib ich treu, die Leidenschaft hat mich gepackt.


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